Mit einer Gruppe von Schülerinnen und Schüler aus der achten und neunten Jahrgangsstufe brachen am frühen Morgen des 19. Mai 2025 Frau Löhr und Frau Bitz auf nach Tschechien. Unterwegs hielten wir in der Partnergemeinde Gau-Algesheims, Hořovice an, um die tschechische Schülergruppe aufzusammeln. Per Videocall hatte man sich online bereits kennenlernen können, und manche hatten ohnehin schon nach der Begegnung in Rheinhessen 2024 Kontakt gehalten. Entsprechend groß war die Wiedersehensfreude. Im Camp „U Mloka“ am Fluss Berounka wurden die Bungalows, die jeweils für fünf Personen konzipiert sind, so aufgeteilt, dass unsere Schülergruppen binational durchmischt waren. So war schon einmal gewährleistet, dass sich die Jugendlichen bezüglich so banaler Dinge wie „Wer geht zuerst duschen?“ oder „Es gibt in fünf Minuten Abendessen!“ austauschten.
Nach dem Abendessen im Gemeinschaftshaus folgte der erste Teil der Mlokolympics: Angelehnt an den Namen des Camps, U Mloka (= Eidechse), sollten die Jugendlichen im Laufe der Woche verschiedene Disziplinen durchlaufen. Los ging es mit einem Warm-Up, bei dem das bessere Kennenlernen in Form von Kooperationsspielen im Vordergrund stand. In Gesprächen mit den tschechischen Kolleginnen und dem Schulleiter Jiri Vavricka wurde vieles erläutert und diskutiert: Der enorme Sportfokus an der tschechischen Schule kam dabei ebenso zur Sprache wie die unterschiedlichen Regelungen in Bezug auf Handynutzung oder Kleiderordnung an den Schulen. Ausflugs- und Klassenfahrtkonzepte, Cybermobbing, Skifreizeiten für alle tschechischen Kinder, verpflichtende Schwimm- und Eislaufstunden aber auch Berufsorientierung waren unter anderem Themen, die uns beschäftigten. Währenddessen genossen die Jugendlichen ihre Freizeit bungalowübergreifend, z.B. mit Fußballtennis und Volleyball, bis es zur Bettruhe läutete.
Am 20. Mai ging es mit dem Bus nach Hořovice, wo wir zunächst die 2. Grundschule besuchten. Die tschechischen Schülerinnen und Schüler zeigten den deutschen Jugendlichen in Kleingruppen das gesamte Schulgebäude, und auch wir Lehrerinnen wurden herumgeführt. Anschließend besuchten wir das Rathaus von Hořovice, wo wir von der stellvertretenden Bürgermeisterin willkommen geheißen und mit Geschenken bedacht wurden. In ihrer darauffolgenden Freizeit absolvierten die gemischten Schülergruppen eine Fotorallye durch Hořovice. Wir Lehrerinnen erhielten von Tereza Stepnickova eine exklusive Führung durch das Schloss der Stadt. Gemeinsamer Treffpunkt war das Café Zahrádka, wo wir alle auf Kaffee, Kuchen, Eis oder gekühlte Getränke eingeladen waren. Nach etwas Freizeit am und im Fluss spielten wir noch das überaus lustige Spiel „Formula 1“, bei dem wir viel zu lachen hatten.
Bereits um 07:30 Uhr fuhr der Bus am Mittwochmorgen los nach Prag. Bei einer Führung durch den Präsidentenpalast in der Prager Burg erfuhren wir viel über Geschichte und Architektur des Palastes. Im Anschluss konnten wir uns von der enormen Informationsflut auf einem Ausflugsschiff erholen, mit dem wir die Moldau entlangschipperten und Prag vom Wasser aus bewundern konnten. Anschließend zeigten die tschechischen Schülerinnen und Schülern den Gästen aus Deutschland ihre Hauptstadt.
Für den Donnerstag war eigentlich eine Tages-Kanufahrt geplant gewesen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, und so musste ein Alternativprogramm her, das sich als sehr abwechslungsreich herausstellte und Spaß bereitete. Der Schulleiter Jiri Vivricka hatte das Target Sprint Equipment dabei, und so wurden großen Planen ausgelegt für Lasergewehre und entsprechende Zielscheiben. Erneut durchmischten wir die deutschen und tschechischen Schülergruppen für neue Konstellationen und verbrachten den Vormittag ohne Regen mit drei Disziplinen, die alle etwas mit Laufen und/ oder Schießen zu tun hatten. Nach einer längeren Regenpause folgten weitere kooperative Spiele, die wir im Trockenen verbrachten: Ein Alphabet zu Freizeitaktivitäten auf Deutsch, Englisch und Tschechisch musste erstellt und ein Evaluationsbogen ausgefüllt werden; außerdem durften erneut neu zusammengestellte Gruppen ihre Kreativität unter Beweis stellen und Standbilder kreieren zu dem schönsten, dem lustigsten und dem schrecklichsten Moment der gemeinsamen Woche. Wir bewerteten zudem gemeinsam die Bilder der Fotochallenge und kürten deren Sieger mit „Medaillen“ aus Schokolade.
Nach dem Abendessen war Geschenkezeit, und sowohl die Tschechen als auch die Deutschen freuten sich über landestypische Gaben zur Erinnerung an eine wirklich sehr ereignisreiche Woche. Der tschechische Schulleiter Jiri Vavricka und Frau Bitz betonten, wie wichtig das Reisen und die Freiheit dies überhaupt tun zu können doch sind- und dass die Jugendlichen die Zukunft und Hoffnung eines friedlichen Europas darstellen. Außerdem erhielten alle eine Urkunde für die erfolgreiche absolvierte Mlokolympics. Krönender Abschluss waren die Spiele, die wir dann alle gemeinsam spielten: „Menschenmemory“ erfreute sich genauso großer Beliebtheit wie „Die Reise nach Jerusalem rückwärts“ (zehn Europäer fanden auf zwei Stühlen Platz, ohne dabei den Boden zu berühren, was für eine grandiose Leistung!), das „Blinzelspiel“) oder „Stopptanz“. Es war schon fast Bettruhezeit, als sich alle in ihre Hütten verabschiedeten, während wir Lehrerinnen noch lange zusammensaßen und die Woche gemeinsam mit Jiri Vavricka Revue passieren ließen und weitere Pläne für unseren Schulpartnerschaft schmiedeten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Schülerbegegnung seinen Zweck zu einhundert Prozent erfüllt hat. Wir haben mit Freude festgestellt, wie diese bunt zusammengewürfelte Truppe zusammenwuchs, wie sich die tschechischen und die deutschen Schülerinnen und Schüler untereinander austauschten und verstanden. Wir haben einander besser kennen- und verstehen gelernt, wir haben zusammen gelacht, gegessen und gespielt. Wir haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgemacht, und wir sind uns in Toleranz sowie in Verständnis füreinander begegnet und haben uns auch mal in Geduld geübt. Wir sind bisweilen an unsere Grenzen gegangen, und wir können stolz auf uns sein.
Es war eine unvergessliche Erfahrung, die uns viel mehr gelehrt hat als eine Woche Schulunterricht: Erasmus+ sei Dank!